… oder doch ein grosses Abenteuer??
Hier die Eckdaten
- 6 Länder
- 15 Grenzübertritte
- 5 Währungen
- 2 Erwachsene: 2 Kinder
- 341 Reistage
- längster Aufenthalt am selben Ort: 14 Tage
- kürzester Aufenthalt am selben Ort: 1 Tag
- 2 Zeitzonen
- 13 Bootsfahrten in vielen verschiedenen Booten
- 9 Flüge
- ca. 12'000 km im Wohnmobil
- «Ohne Worte» Wörterbuch
Das liest sich wie ein Kurzbericht eines Linienflugpiloten.
In unserem Fall ist es unser Mitarbeiter Michael Schegg, der mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern (beim Start 7 und 8 Jahre) ein Jahr um die Welt gereist ist.
Was war der Plan? Und wie sah die Realität dann wirklich aus? Anfangs war die Planung ein zentraler Punkt. Wir haben aber den Grossteil unserer Reise "on the road" recherchiert, gegoogelt oder uns durchgefragt und telefoniert (Handyempfang und mobile Daten gibt es ja fast überall auf der Welt).
Je länger wir unterwegs waren, umso mehr haben wir uns allerdings auf unser Gefühl und auf "Land und Leute" verlassen. Unser Motto dabei: "Man muss manchmal die Komfortzone verlassen um neue, spannende Dinge zu erleben."
Wenn ich das mit den Projekten zurück im Job vergleiche passen diese Themen oft sehr gut zusammen: Eine agile Planung (wir hatten nur Flug ZRH-BKK-ZRH gebucht) macht manchmal undenkbare Sachen doch zu einer guten Lösung (der Besuch von Australien war schlussendlich doch möglich).
Wir mussten uns aber auch öfters mal von einem angedachten Plan verabschieden, einen Schritt zurückgehen und neu andenken. Schlussendlich war es dann die viel bessere Lösung – wie in vielen Entwicklungsprojekten auch.
Jetzt aber noch ein paar Einblicke in die Reise:
Start in der Schweiz mit "Sack und Pack"- von dort direkt nach Thailand.
Dort rechneten wir mit allem, aber nicht mit ständigem, fiesen Regen - weit mehr als es in der Regenzeit sonst schon üblich ist. Keine Sicht beim Schnorcheln und leider sind wir auch in den Outdoor Aktivitäten sehr eingeschränkt.
Deshalb war unser nächster Stopp in Indonesien (Java).
Die Sonne scheint und wir besteigen einen erloschenen Vulkan. Stundenlang kämpfen wir uns, zunächst durch Gemüseplantagen und anschliessend über immer schmaler werdende Trampelpfade in die Höhe. Der Weg in den Krater ist bald kein Weg mehr. Wir wünschen uns eine Machete, geben aber nicht auf und kämpfen uns durch Dickicht und steiles Gelände. Als wir nach langer Zeit endlich erfreut im Krater ankommen, stellen wir schnell fest, dass der Boden sumpfig ist. Mühsam suchen wir Grasbüschel und erhobene Pfade, auf denen wir nicht einsinken. Wir sind erschöpft und dreckig von Kopf bis Fuss.
Trotz all diesen Strapazen sind wir überglücklich dieses Abenteuer gemacht zu haben. Wir belohnen uns mit einem leckeren Abendessen und erfreuen uns an einer Dusche. Das Visum ist abgelaufen und der Norden mit dem Regen kommt nicht mehr in Frage.
Spontan entscheiden wir uns für Australien, schliesslich liegt das hier ja gerade ums Eck. Aber was anschauen - wohin überall??
Wir fliegen in den Westen. Zum Glück gibt es hier in Perth überall Touristeninformationszentren. In einer werden wir herzlich von 3 älteren Frauen begrüsst und sogleich mit Landkarten und unzähligen Sehenswürdigkeiten und Tipps überhäuft.
Es ist Frühling in Australien und wir stellen schnell fest, dass es hier nicht nur (wie im Film Krokodile Dundee) ausgetrocknete Landschaften gibt. Überall blühen bunte Blumenfelder und wir fahren stundenlang durch atemberaubende Natur ohne Gegenverkehr oder anderen Anzeichen von Zivilisation. Dörfer mit einer Einwohnerzahl von 700 Leuten werden als Städte bezeichnet.
Die Highlights sind vor allem auch die unzähligen Tierbegegnungen hier.
Die Kängurus, die in der Dämmerung in Massen aus den Gebüschen hoppeln, lassen einen wissen, wer hier abends der Boss auf der Strasse ist. Denn mit einem 2m hohen Känguru will man nicht zusammenstossen. Oft werden wir früh morgens von dem Krächzen der Kakadus geweckt, der Koala mit seinem Beutel schläft gerne mal über 18 Stunden lang und der scheue Igel mit der langen Nase legt doch tatsächlich Eier. In den Schluchten wandern wir vorbei an Flughunden und erfrischen uns in Wasserfällen. Früh morgens entdecken wir immer mal wieder Wasserfontänen im Meer und wenn wir Glück haben sogar ab und zu eine Schwanzflosse eines Buckelwals.
Hier ist vieles anders als bei uns zu Hause und oft geraten wir ins Staunen. Diese Weite der Natur, die vielen wilden Tiere und die freundlichen Menschen lassen uns Australien in unser Herz schliessen. Nach 3 Monaten müssen wir das Land verlassen.
Unser Abenteuer geht im malaysischen Teil Borneos weiter.
Hier wandern wir oft stundenlang, klitschnass, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, durch den Regenwald. Wir entdecken Zimmerpflanzen, die so gross sind, dass sie bei uns gar nicht in das Haus passen würden.
Nur selten sehen wir im Regenwald Tiere, da unser Auge nicht geschult ist und wir als langsame Bodenwatschler zu laut oder zu langsam sind. Manchmal haben wir allerdings Glück, denn die Nasenaffen mit ihrem orangen und weissen Fell fallen auch uns direkt ins Auge. Die riesigen Nasen und dicken Bäuche zaubern uns immer wieder ein Lachen ins Gesicht.
Die Übernachtungen im Dschungel werden uns auch in Erinnerung bleiben. Unglaublich welche lauten Geräusche all diese Tiere in der Nacht von sich geben. Mit der Zeit sehen unsere Augen immer mehr Tiere und die Insekten kommen zum Vorschein. Makaken, Silberblattäffchen oder Koboldäffchen erfreuen uns in Asien.
Aber das Unvergesslichste war, den Orang-Utan in seinem Territorium zu sehen. Mit 98% DNA die dem Menschen gleich ist, kann er aufrecht gehen und ist sehr gescheit. Die Ruhe in diesem Tier und die Muskelmasse flösst uns einen grossen Respekt ein.
Die Zeit vergeht wie im Flug und wir reisen weiter nach Thailand, wo wir auf einer kleinen Insel das Hängemattenfeeling geniessen. Nach einigen Tagen Erholung ist die nächste Herausforderung Sumatra.
Hier muss oft mit Händen und Füssen gesprochen werden. Oft hilft auch das Übersetzungsprogramm auf den Handys für Auskünfte oder einfach um die Neugier der Einheimischen zu stillen.
Hier werden wir wie Hollywoodstars bestaunt und werden öfters von den Indonesiern fotografiert als umgekehrt. In den Strassenküchen gibt es nur ein bis zwei Menus, dafür bezahlen wir für diese umgerechnet 1.- Fr/Person. Und es ist nicht so wenig, dass man nochmals eine Portion bestellen möchte!
Sulawesi (Indonesien) ist eine eigene Welt. Die Strassenverhältnisse sind unglaublich schlecht und für 200 km ist man schnell einen ganzen Tag unterwegs, wenn man die Strecke mit dem privaten Auto zurücklegt. Trotzdem bleiben wir unserem Motto, möglichst selten das Flugzeug nutzen, treu. Allerdings ist dies nicht immer möglich, da viele Bootsstrecken wegen den Billigflügen gestrichen werden.
Einmal angekommen am Ziel auf Sulawesi dürfen wir Traumhochzeiten, Beerdigungen und vor allem die unvergessliche Unterwasserwelt nicht missen. Hier liegt das Paradies oftmals unter der Wasseroberfläche und wir verbringen Stunden unter Wasser und lassen uns von der bunten Welt und den absurden Pflanzen und Fischen verzaubern. Wir waren noch nie in Bombay, aber ich würde mal sagen, hier ist Bombay unter Wasser. Überall wimmelt es von Fischen, wo man auch hinschaut. Hier braucht man sogar mehr als 10 Finger um die Wasserschildkröten während einem Tauchgang zählen zu können. Nach Sulawesi schwimmen unsere Mädchen wie Weltmeister und wir haben bald alle Schwimmflossen zwischen den Fingern und Zehen.
Auch die Ramadan Zeit schreckt uns nicht ab und wir reisen (natürlich per Auto, nicht wie die meisten Touristen mit dem Flieger) in den Norden.
Trotzdem ist das Ende unseres Abenteuers schon in Sicht und wir freuen uns jetzt schon alle auf eine heisse "Bratwurst" daheim - nach vielen unzähligen und leckeren Reisgerichten. (Mit einer St. Galler Bratwurst kann keines der Gerichte hier mithalten.)
Die Frage, wo es am schönsten war, wird uns immer wieder gestellt.
Doch dies kann man bei so viel Erlebtem kaum beantworten. Es sind nicht nur die schönen Orte und die fröhlichen und hilfsbereiten Menschen, denen man begegnet ist - an die man sich gerne erinnert, sondern auch die Strapazen und Pannen.
Die riesigen Kakerlaken die überall in Asien herumflitzen, Ratten die uns in der Nacht nicht schlafen lassen, Feuerameisen die unsere Tochter beissen und Blutegel, die sich an unseren Körpern festsaugen wollen sind nur einige der Tiere, die für weitere Geschichten sorgen.
Auch viele Unterkünfte waren Herausforderungen. Das Nichtraucher-Zimmer, das neben der Rezeption liegt. Die Wände sind so dünn, dass das Klingeln vom Telefon einen aufschrecken lässt und der Gestank und der Aschenbecher definitiv nicht an ein Nichtraucher-Zimmer denken lässt. Manchmal waren sogar die kleinsten Tiere stärker als wir und die Rettung unter das Moskitonetz war die einzige Hilfe gegen die Moskitos. Das Essen war oftmals sehr speziell, wie zum Beispiel die Eier inklusive Küken oder Frösche am Stiel. Da erfreut man sich wieder über das Hauptgericht «Nasi Goreng» zum Frühstück, Mittagessen und am Abend.
Sicherlich werden wir die vielfältige Fauna und Flora Borneos nie vergessen. Die Schnorchel- und Tauchgänge auf Indonesien lassen unsere Herzen jetzt noch schneller schlagen vor Glück.
Australien, mit seinen vielen Tieren und der Natur ist ein wunderschönes Land, das noch viel Entdeckungspotential hat. Auch hier haben wir viele Menschen getroffen, die in unseren Herzen bleiben werden.
Gerne schauen wir zurück und erinnern uns immer wieder an Momente, die uns als Familie unvergesslich sind und uns zusammenhält. Nur unsere Kinder wollen für lange Zeit keinen Reis mehr sehen.
Michael Schegg
Software Entwicklung