Es ist ein Fakt, dass die Komplexität bei Softwareprojekten in der Regel steigt. Deshalb ergibt es Sinn, dass nicht nur Einzelkämpfer das Projekt abwickeln, sondern ein ganzes Team. Auf diese Weise werden unterschiedliche Skills eingebracht. Das Rocket-Team, welches seit mehreren Jahren erfolgreich Software entwickelt, besteht aus zwölf Personen von den Unternehmen Solve, Ebcont und Secret Dimension Software. Sechs davon erläutern in einem Gespräch, wie die Zusammenarbeit genau funktioniert und wie die Kunden von der Teamarbeit profitieren. Das Gespräch führte Andy Leu, Redaktor der Fachzeitschrift at – Aktuelle Technik und Mitarbeiter im Marketing von Solve.
Andy: Markus, du warst damals Mitinitiant des Rocket-Teams. Welche Beweggründe und Kriterien gaben seinerzeit den Anstoss, die euch dazu bewogen, dieses Team ins Leben zu rufen?
Markus: Die Idee war seinerzeit einen Kreis von Entwicklern zu bilden, die sich bereits gut kennen. Im Vordergrund standen weniger die Skills, sondern die Erkenntnis, dass diese Personen gut miteinander auskommen und zusammenarbeiten können. Wir konnten so gewisse Aufgaben wesentlich effizienter erledigen.
Gerhard: Ich möchte an dieser Stelle auch die Sicht von Ebcont anfügen. Wir stellten damals bei einem Projekt fest, dass dieses Team grossartig zusammenarbeitet. Es wäre schade, es wieder auseinander zu reissen. Wir kamen zur Erkenntnis, dass diese Truppe die Projekte sehr leistungsfähig bearbeitet.
Gerhard Hanzmann: Es wird von den Kunden sehr geschätzt, dass wir als Team mitdenken und unsere Ideen fortlaufend für den Projekterfolg einbringen.
Wenn ich heute die Zusammensetzung des Teams sehe, gibt es doch verschiedene Aufgaben zu erfüllen, die unterschiedliche Skills voraussetzen. Wie ist diese Mischung entstanden?
Markus: Zu Beginn existierte ein kleines Kernteam von Entwicklern, das schon vorab zusammenarbeitete. Im Laufe der Zeit erkannten wir, dass wir weitere Mitstreiter brauchen, die zusätzliche Kompetenzen miteinbringen. So erweiterte sich der Kreis im Laufe der Zeit.
Was das Technologiewissen und die Skills anbelangt, misst sich das Team in einem Factsheet mit Balkengrafiken selbst. Welche Idee steckt dahinter?
Atilla: Sich selbst zu messen gehört gewissermassen zur Solve-Kultur. Wir versuchten unser Team in diesem Factsheet abzubilden, um eine Visitenkarte zu haben: Das sind unsere Technologiekenntnisse, unsere Disziplinen und unser Know-how. In der gleichen Darstellung wollten wir auch aufzeigen, wo wir als Team hinwollen. Was die Technologien anbelangt, besitzen wir von Haus aus eine solide Basis.
Alexander Gabele: Wichtig für die Teamarbeit ist, dass Hilfestellungen von anderen angenommen werden.
Wie ist das Vorgehen, damit ihr die euch selbst vorgegebenen Ziele erreicht?
Atilla: Grösstenteils verbessern wir uns durch die Projektarbeit und die dauernde persönliche Weiterbildung. Dazu arbeiten wir im Team selbst daran, die Kunden, zum Beispiel beim Angebot, auf moderne Technologien hinzuweisen, die für ihn einen Mehrwert bedeuten. Wir profitieren derweil, dass wir damit unser Know-how erweitern.
Der Kreis besteht aus Mitarbeitenden aus verschiedenen Unternehmen. Wie wird die Zusammenarbeit konkret gelebt?
Gerhard: Real funktioniert das so, dass je nach Projekt ein Unternehmen den Lead übernimmt. Das kann in einem Fall Ebcont, in einem anderen Solve oder Secret Dimension Software sein. Die anderen Entwickler der Partnerfirmen arbeiten zu. Es darf dem Kunden nicht verlangt werden, dass er bei seinem Projekt drei unterschiedliche Ansprechpartner hat. Für ihn sind wir praktisch ein Unternehmen.
Markus Hemmi: Als Team können wir manche Aufgaben wesentlich effizienter erledigen. Wir wissen auch, dass sich jeder auf den anderen verlassen kann.
Besteht bei den beteiligten Unternehmen nicht die Gefahr des Konkurrenzdenkens?
Michael: Von aussen gesehen könnte man meinen, dass diese Gefahr besteht. In all den Jahren hatte ich bei der Zusammenarbeit mit Solve nie das Gefühl des Konkurrenzdenkens erlebt. Wir schauen jederzeit gemeinsam, das Projekt möglichst erfolgreich vorwärtszutreiben. Dabei hilft es auch, dass jede Firma ihre eigenen Schwerpunkte und Qualitäten hat. Wir ergänzen uns ausgezeichnet und merkten schnell, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern viel mehr Kompetenzen abdecken können.
Markus: Ausserdem haben wir die Möglichkeit, bei Bedarf auf Kollegen von Ebcont oder Solve zurückzugreifen, die nicht dem Rocket-Team angehören. Auf diese Weise verfügen wir über einen riesigen Pool an Fachwissen. Wir können auch temporär einen Entwickler mit speziellem Know-how für einige Tage dazunehmen.
Michael: Dabei ist auch anzumerken, dass es enorm viel Spass macht in diesem Team zu arbeiten. Jeder von uns deckt nicht nur eine Rolle ab, sondern kann mehrere übernehmen. Da das Zwischenmenschliche stimmt, sind wir dadurch sehr flexibel und produktiv.
Welche Projekte eignen sich für diese Arbeitsweise? Braucht es dazu eine gewisse Grösse oder Komplexität dazu?
Atilla: Es hat nicht zwingend etwas mit der Projektgrösse zu tun. Jedes Teammitglied bringt gewisse Kompetenzen mit, mit denen wir das Software-Lifecycle-Management des gesamten Projekts abdecken. Es beginnt bei der Anforderungsanalyse. Danach folgen die Software-Architektur und das Design. Bei dieser Phase benötige ich als Projektleiter schon mehr Teammitglieder. Und das ist genau der Vorteil und unsere Stärke, dass wir als Kreis die gesamte Prozesskette abdecken.
Michael: Wir sind als Team natürlich auch für Unternehmen, welche selbst keine Softwareabteilung haben, als ausgelagerte Entwicklung interessant. Wir stellen uns aus deren Sicht praktisch als eine Softwareabteilung dar. Dabei übernehmen wir alle Entwicklungsschritte vom Design bis zur Integration und dem Funktionstest. Auch das gesamte Release-Management können wir dem Kunden anbieten. Sie haben so den Vorteil, dass sie nicht zuerst geeignete Entwickler rekrutieren und ein Team bilden müssen. Der Kunde kann uns einfach das gesamte Projekt übergeben und wir legen sofort los.
Michael Kohler: Dank des fixen Teams, kennt jeder die Stärken und Schwächen des Anderen. Das macht uns sehr produktiv.
Bei Solve hat sich die agile Projektorganisation schon seit einiger Zeit etabliert. Welche Erfahrungen macht ihr als Team damit und wie reagieren die Kunden darauf? Sind sie eher skeptisch oder begrüssen sie dieses Vorgehen?
Alexander: Die Kunden sind sogar sehr zufrieden damit. Bei den agilen Prozessen wissen jederzeit alle Beteiligte, was zu tun ist. Dank dieser Agilität sind wir in den Projekten sehr schnell und effizient unterwegs. Das agile Vorgehen bewährt sich besonders, wenn beim Kunden Probleme auftauchen, da sie auf diese Weise rasch gelöst werden können. Das kommt bei den Kunden natürlich sehr gut an und die Resonanz ist durchwegs positiv.
Michael: Ein weiterer Vorteil für den Kunden ist, dass er sehr schnell Fortschritte sieht. Er beobachtet schrittweise, welche Features bereits implementiert sind, wie sie funktionieren und ob sie seinen Vorstellungen entsprechen.
Existiert nicht das Risiko, dass aus monetärer Sicht ein Projekt plötzlich aus dem Ruder läuft? Im Fall, wenn von der Kundenseite immer noch mehr Wünsche und Anforderungen einfliessen und das Projekt zu einer «never-ending-story» wird.
Atilla: Genau die Agilität hilft uns, in regelmässigen Abständen zusammen mit dem Kunden Fragen zu beantworten wie «Was machen wir noch», «Was kommt als Nächstes» und vor allem «Was kostet das». Beim sogenannten Wasserfall-Vorgehen erhält der Kunde einen Liefertermin, bei dem er am Ende das gesamte Paket erhält. Sind dann mehr Stunden aufgelaufen als budgetiert, beginnen mühsame Diskussionen. Darum machten wir zum Beispiel beim letzten Projekt alle zwei Wochen gemeinsam mit dem Kunden einen Review. Bei diesen Meetings werden jeweils die Requirements festgelegt und was in den nächsten vierzehn Tagen zu erwarten ist. So haben wir ständig den Überblick, ob wir sowohl aus terminlicher als auch aus finanzieller Sicht immer noch auf dem richtigen Weg sind.
Markus: Es braucht natürlich auch bei agilen Projekten ein Budget und ein Rahmen, was wir am Schluss erreichen wollen. Und es kostet weniger Zeit und Geld, wenn wir nur zehn Minuten in die falsche Richtung gelaufen sind anstatt zwei Stunden.
Atilla Kati: Der Team-Spirit funktioniert untereinander bestens. Wir können alle sehr gut und konstruktiv zusammenarbeiten.
Was genau ist das Geheimnis, dass die Projekte mit dem Rocket-Team erfolgreich verlaufen und abgeschlossen werden?
Florian: Da fallen mir spontan zwei Gründe ein. Zum einen ist die Einsatzbereitschaft im Team sehr gross, zum anderen sind alle Mitglieder aus allen drei Unternehmen extrem flexibel, was die Verfügbarkeit von Ressourcen anbetrifft. Braucht es Spezialwissen, kann dies in der Regel von einer der drei Firmen abgedeckt werden.
Atilla: Bei Bedarf arbeiten auch noch weitere Unternehmen mit. Dazu gibt es ein gutes Beispiel: Bei einem der letzten Projekte entwickelte die Firma Helbling das Design für das User Interface. Im konkreten Fall ging es um eine intuitiv bedienbare Oberfläche für Industrie-Maschinen. Helbling führte vorgelagert eine Analyse durch und entwarf die UX-Designs. Nach der Freigabe des Kunden setzen wir die Vorgaben im Team um.
Alexander: Wenn der Kunde akzeptiert, dass wir uns mit unseren Ideen einbringen, ist dies ein weiterer Erfolgsfaktor für sein Projekt. So fühlen wir uns als Entwickler praktisch als ein Teil seines Unternehmens. Es ist für mich jeweils ein Highlight, wenn wir gemeinsam mit dem Kunden kreative Ideen für sein Produkt umsetzen können. Wir denken sogar auf diese Weise mehr als Kunde und nicht als Anbieter und beraten ihn dementsprechend. So sind wir nicht nur einfach ein Dienstleister, sondern bieten den Kunden einen echten Mehrwert.
Markus: Das erlebe ich auch immer wieder, dass dieses Mitdenken von den Kunden enorm geschätzt wird. Nicht einfach Dienst nach Vorschrift und nicht mitdenken.
Gerhard: Es gehört für uns einfach dazu, dass wir uns Gedanken machen und bei Bedarf auch aktiv Verbesserungsvorschläge einbringen. Das kann zum Beispiel eine geeignetere Technologie sein oder wo wir allenfalls Sparpotenziale sehen. Der Kunde erwartet diese Inputs von uns.