Unternehmen und deren Handeln stehen immer öfters im Fokus der Öffentlichkeit. Das Vertrauen in (Gross-)Unternehmen sinkt, der Führung wird Verantwortungslosigkeit und Intransparenz bei den Gehältern vorgeworfen – die moralische Integrität der Führungskräfte wird angezweifelt. Welche Werte soll und darf ein Unternehmen vertreten? Was dürfen diese Werte kosten? Und was bedeutet konkret «verantwortungsvolle Unternehmensführung»?
Ein Unternehmen steht im ständigen Konflikt zwischen zwei wesentlichen Ansprüchen: zum einen soll es innerhalb der Gesellschaft den Anforderungen der Allgemeinheit entsprechen und nach sozialen sowie ethischen Grundsätzen agieren, zum anderen ist es den Zwängen der Marktwirtschaft und des Überlebenskampfes im globalen Wettbewerb unterworfen. Das führt unweigerlich zu Konflikten und einem Orientierungsproblem: Wie müssen Unternehmen handeln, um integer und geschäftlich erfolgreich zu bleiben?
Aktuelle Trends und ihre Herausforderungen
Es sind klare Bestrebungen hin zu einer ethischen Unternehmensführung erkennbar, meist sind diese jedoch (noch) nicht ganzheitlich gedacht und gelebt. Kein Wunder, denn schnell gelangt man zu vermeintlich guten ethischen Lösungen, die bei genauerer Betrachtung in die falsche Richtung gehen.
Oft wird ethisches Handeln nur als ein weiterer strategischer Erfolgsfaktor wahrgenommen, der schlussendlich zu (noch) mehr Gewinn führen soll. Die Rangordnung der Werte ist somit verkehrt, denn wenn es darauf ankommt, steht der Profit über der Moral.
Andere Denkansätze rechtfertigen ein reines Gewinnstreben mit der nachträglichen Verteilung des Profits für soziale, kulturelle oder wissenschaftliche «gute Zwecke». Durch diese Art der Wohltätigkeit lässt sich zwar viel Gutes bewirken, sie blendet jedoch aus, dass sich an der Geschäftsethik selbst nichts geändert hat und grundsätzlich an der Gewinnmaximierung festgehalten wird.
Ein drittes, problematisches Denkmuster zeigt sich, wenn ethisches Handeln als Massnahme gegen das rein erfolgsorientierte Denken verstanden wird. Dieser Ansatz birgt das Problem, dass die Massnahmen nur äusserlich wahrgenommen werden. Zudem handelt es sich um eine fallweise Betrachtung, die mehr einer Symptombekämpfung denn einer Grundhaltung entspricht.
Entscheidungen für alle Anspruchsgruppen
Alle Ansätze haben gemeinsam, dass die reine Gewinnmaximierung über einer ethischen Grundhaltung steht. Um der Unternehmensverantwortung gerecht zu werden, müssen bei Entscheidungen nicht die strategischen Ziele isoliert, sondern die Ansprüche aller betroffenen Parteien berücksichtigt und eine gerechte Lösung gefunden werden. Selbstverständlich haben dabei die Eigentümer legitime Ansprüche auf eine angemessene Rendite, und ich bin überzeugt, dass in vielen Fällen dadurch kein Konflikt entsteht. Denn nachhaltiges, legitimes Gewinnstreben lässt sich ohne weiteres mit den Ansprüchen der Gesellschaft vereinen. Dies führt auch dazu, dass unerwünschte Nebenwirkungen durch Sachzwänge, welche in einem rein gewinnorientierten Unternehmen unvermeidbar sind, bei einer ethisch orientierten Unternehmensführung gar nicht erst entstehen. In einem solchen Umfeld wird sich ein Entscheidungsträger nicht mehr fragen müssen, wie weit er gehen kann, sondern die Frage ist, wie weit er gehen will.
An dieser Stelle kommt die ESG-Policy zum Einsatz, der sich die Variosystems Gruppe ebenfalls angenommen hat. ESG steht für Environmental, Social und Governance. Drei zentralen Faktoren, die bei Entscheidungen in einem Unternehmen zu berücksichtigen sind. Dies bedeutet, dass ethische Überlegungen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden und das unternehmerische Handeln ganzheitlich anstatt auf reinen (kurzfristigen) finanziellen Erfolg betrachtet wird. Dies bedeutet jedoch keineswegs eine Einschränkung der Erfolgsorientierung. Auch so geführte Unternehmen wollen und können erfolgreich wirtschaften, aber der erzielte Erfolg lässt sich vorbehaltlos gegenüber jedermann vertreten. Dieser Ansatz führt meiner Meinung nach zu einem grösseren Erfolg, da die Mitarbeitenden sich mit einem nach ethischen Grundsätzen geführten Unternehmen besser identifizieren und sich auch entsprechend stark für das Unternehmen engagieren.
Engineering als Startschuss für nachhaltiges Handeln
Was hat das nun alles mit einem Entwicklungsdienstleister wie Solve zu tun? Ich meine sehr viel. In der Entwicklung werden schon früh die Weichen gestellt, wie das Produkt schlussendlich aussehen soll und welchen Ansprüchen es genügen muss. Ressourcenschonende Materialien, geringer Energieverbrauch bei der Produktion und im Betrieb, Langlebigkeit und schlussendlich auch die Möglichkeit, das Produkt zu reparieren oder umweltgerecht zu entsorgen – alles Eigenschaften, die wesentlich während der Entwicklungsphase definiert werden.
Deshalb sollte auch in der Entwicklung das reine Gewinnstreben – in diesem Fall eine Produktentwicklung zum kleinstmöglichen Preis – einem ethisch verantwortungsvollen Handeln weichen. Selbstverständlich muss dabei die Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein. Aber schon ein verhältnismässig geringer Mehraufwand in einer frühen Phase kann massiv zur Nachhaltigkeit und schlussendlich auch zu einer besseren Reputation des Produktes und des Unternehmens führen.
Wir unterstützen Sie gerne auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und einer etwas besseren Welt.
Daniel Gillmann
Geschäftsführer Solve Engineering
(Inspiriert durch den Artikel «Unternehmensethik - integrativ gedacht» von Peter Ulrich)